Investieren in Bildung

Liebe Badenerinnen und Badener

 

Wir wollen Alle gute Bildung – doch wie investieren wir den Steuerfranken möglichst produktiv?

Gute Bildung ist für die Zukunft von Individuen, aber auch Gesellschaft, Wirtschaft und Region von zentralster Bedeutung. Wegen der Vielfalt der positiven Effekte von Bildung wird diese in vielen Volkswirtschaften und besonders in der Schweiz stark staatlich subventioniert. Diese staatliche Unterstützung ist hierzulande unbestritten, was ich richtig finde. Allerdings betrugen die Bildungsausgaben pro Schüler/Student im Jahre 2013 ca. 19’000 Fr. im Jahr, was weltweite Spitze ist (Schweden ca. 13’500 Fr, Deutschland ca. 11’500 Fr., Frankreich ca. 11’000 Fr.). Das ist viel Geld und diese Ausgaben müssen deshalb auch immer wieder hinsichtlich Produktivität hinterfragt werden.

 

Investitionen in die Bildung sind auch in Baden ein wesentlicher Kostentreiber der Ausgaben. Damit müssen wir uns zwingend die Produktivitätsfrage stellen: “Welche Ausgaben haben wirklichen Einfluss auf gute Bildung und welche weniger?”.

 

Genau zu diesem Thema habe ich kürzlich eine interessante Studie der OECD gelesen “Does money buy strong performance in PISA?”. Man kann geteilter Meinung bezüglich PISA sein, aber als internationaler Vergleichsindikator von Schulleistung hat sich PISA etabliert. Die Studie (Zusammenfassung hier) kommt zum Schluss, dass für Länder mit einem Bruttosozialprodukt von über 20’000 Fr. keinerlei Bezug zwischen Bildungsausgaben und Schulleistung nachgewiesen werden kann! Was beeinflusst aber dann die Schulleistung bei diesen Ländern? Die Studie zeigt, dass es nicht die Höhe der Ausgaben ist, sondern wie diese Gelder ausgegeben werden:

 

  • Länder, die bereit sind, Lehrer gut zu bezahlen und damit gute Talente anzuziehen, erzielen bessere Schulleistungen. Interessanterweise gleichen diese Länder die höheren Kosten mit grösseren Schulklassen aus.
  • Länder mit integrativen Schulsystemen zeigen bessere Schulleistungen als Länder mit starker Leistungsabstufung, da kein Schüler zurückfallen kann.

 

Ob diese Konklusionen nun auf unsere Schulsituation in Baden anwendbar sind oder nicht, muss sicher sorgfältig analysiert werden. Beispielsweise ist unser Schulbetrieb zwar leistungsabgestuft, aber es sind soviele Übergange, Passarellen etc. vorgesehen, dass kein Schüler wirklich zurückgelassen wird. Darüber kann und soll diskutiert werden. Wichtig ist aber, dass in der breit angelegten Studie, Schulinfrastruktur (bspw. Schulgebäude) keinerlei Einfluss auf die Schulleistung hat. Schulleistung hängt hauptsächlich  von der Qualität der Lehrer und vom Schulbetrieb ab.

 

Das mag für Viele keine neue Erkenntnis sein. Es ist aber wichtig, dass wir diese Evidenz in der aufgeheizten Diskussion zu den Bildungsausgaben in Baden nicht vergessen: Die sehr hohen Investitionsausgaben in Schulinfrastruktur werden uns kaum bessere Schulleistungen bringen. Die Ausgaben mögen dennoch notwendig sein, sind aber angesichts der fehlenden Bildungsproduktivität auf das wirklich Notwendige zu beschränken.

 

Ich wünsche Ihnen noch schöne und erholsame Sommertage und bin gespannt auf Ihre Gedanken.

 
Herzliche Grüsse
Stefan Jaecklin
Kandidat Einwohnerrat FDP
Altstadt